Die Rückkehr der großen Pflanzenfresser |
Arbeitstagung der Large Herbivore Initiative (LHI) auf Gut Sunder |
Die Initiative zur Rückführung von Elchen, Wisenten, Wildrindern und Wildpferden in die Landschaften Mittel- und Osteuropas geht auf die Erfahrungen niederländischer Naturentwicklungsprojekte zurück. Mittlerweile fanden die unter dem Motto "Der Mensch setzt den Rahmen, Mutter Natur füllt ihn aus!" laufenden Naturschutzvorhaben international soviel Anerkennung, dass Naturschützer in Ost und West dem Beispiel der Niederlande nacheifern und sich unter dem Dach der Naturschutzorganisation WWF international zu einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen haben, um ihre Aktivitäten abzustimmen und Erfahrungen auszutauschen. Fred Baerselmann, der niederländische Koordinator der Large Herbivore Initiative (LHI) des WWF, konnte daher auf Gut Sunder von zwischenzeitlich mehr als 35 großen und kleinen Naturschutzprojekten berichten, in denen versucht wird, große Pflanzenfresser wieder heimisch zu machen und ihre Schlüsselrolle in der Entwicklung von Lebensräumen wieder zu beleben. Herausragende Beispiele der Arbeit sind ein Arten- und Biotopschutzprojekt mit großen Pflanzenfressern in der Mongolei, die Ansiedlung einer Herde wild lebender Konik-Pferde in Lettland, der Aufbau einer Wisent-Population in den polnischen Beskiden oder der Einsatz von Wildrindern bei der Renaturierung der Lippeaue in Nordrhein-Westfalen. Edgar Reisinger und Margret Bunzel-Drüke von der deutschen LHI-Sektion informierten ihre ausländischen Kollegen über weitere Projekte, die zur Zeit gemeinsam mit dem niedersächsischen Landesverband des NABU (Naturschutzbund Deutschland) angedacht und hinsichtlich ihrer Realisierungschancen geprüft werden. Dass die gegenwärtig in der Entwicklung befindlichen Ideen und Konzepte gar nicht so fern der Realität sind, wie man zunächst glauben mag, belegt nach Ansicht der beiden zum einen die Einwanderung von Elchen aus Polen in die östlichen Bundesländer oder die Bestätigung eines ersten deutschen Wolfrudels in Sachsen. "Für die nächsten Jahre erwarten wir", so Reisinger weiter, "dass man über die Nutzung großer Gebiete im Osten und Westen Deutschlands wird neu nachdenken müssen". Und seine Hoffnung ist, dass zumindest ein Teil davon für Wiederansiedlungsprojekte mit Wisenten und anderen großen Pflanzenfressern zur Verfügung stehen wird. Die Fachleute sind davon überzeugt, dass das Zusammenleben von Menschen und großen Wildtieren, ebenso wie in den Niederlanden oder anderen dichter besiedelten Ländern im Herzen Mitteleuropas, machbar ist, so dass in vielleicht nicht allzu ferner Zukunft ein Besuch bei Wisent und Co. nicht zwangsläufig in den nächsten zoologischen Garten führen muss, sondern auch in einem benachbarten großen Naturgebiet erfolgen kann. Die NABU-Akademie Gut Sunder gehörte übrigens zu den ersten Naturschutzeinrichtungen in Deutschland, die das Thema große Pflanzenfresser zur Diskussion stellte. Die Ergebnisse des Workshops zur Bedeutung großer Pflanzenfresser für die naturnahe Landschaftsentwicklung von 1997 lesen Sie hier. Ralf Schulte, NABU-Akademie, Gut Sunder |