ANFORDERUNGEN AN EIN NATIONALES ENTSCHNEIDUNGSKONZEPT
Zusammenfassung eines Seminars der NABU-Akademie Gut Sunder vom 28.08. bis 29.08.2001

Drunter und Drüber - Damit Natur nicht mehr unter die Räder kommt

Rund 30 Naturschützer, Landschafts- und Verkehrsplaner diskutierten im Rahmen des Seminar die Anforderungen an ein nationales Entschneidungsprogramm. Mit dem Wortungetüm verbindet sich die Idee, das dichter werdende nationale Verkehrwegenetz, das die Landschaft in zunehmend kleinere Puzzleteile zerschneidet, wieder für Tiere, Pflanzen und Lebensräume durchgängiger zu machen. Grünbrücken, Landschaftstunnel oder Straßendurchlässe bieten sich bereits seit langem als taugliche Lösungen an und haben sich in verschiedenen Nachbarländern bereits bewährt. In Deutschland mangelt es zur Zeit aber noch am Willen zur politischen Umsetzung.

vernetz.jpg (31911 Byte)

"Der Vorträge sind genug gehört, wir müssen mit der Umsetzung unserer Ideen beginnen", so fasste der Veranstaltungsleiter Ralf Schulte den Tenor des Workshops zusammen. Mit Interesse nahmen die Teilnehmer zur Kenntnis, das seitens der Verkehrsplaner bereits seit geraumer Zeit technische Konzepte entwickelt werden, die dazu beitragen können, dass die Natur wieder über die Straßen, Eisenbahnlinien und Kanäle kommt. Zwar können die Querungsbauwerke vom Krötentunnel bis zur Grünbrücke das grundsätzliche Problem der Landschaftszerschneidung nicht lösen, an der richtigen Stelle und nach dem neuesten Stand der Wissenschaft gebaut, mindern sie jedoch die Barrierewirkungen der Verkehrswege und helfen die Landschaft für Dachse, Rothirsche und selbst für Fledermäuse wieder passierbarer zu machen.

An erster Stelle stehe für den Naturschutz auch zukünftig die Vermeidung neuer Verkehrswege und der Umstieg von der Straße auf die Bahn, erläuterte Christoph Heinrich vom NABU. Für den Neubau von Straßen müsse jedoch gelten, so Heinrich weiter, dass das technisch Machbare zur Minderung der Zerschneidungseffekte unternommen werde. Querungshilfen für Wildtiere sollten daher ebenso zum Standard des Straßenbaus gehören wie Leitplanken oder Gullideckel und überall dort eingebaut werden, wo sie sinnvoll und notwendig sind.

Kopfzerbrechen bereitete den Naturschützern sowie auch den mitdiskutierenden Verkehrsplanern die Frage des Altstraßenbestandes. "Wer heute mit dem Auto von der Nordsee bis zu den Alpen fährt, wird kaum eine Querungshilfe für Wildtiere finden. Es ist auch nicht erkennbar, dass Grünbrücken nachgerüstet werden", gab Uwe Krüger, der Leiter des BUND-Arbeitskreises Naturschutz, zu bedenken. Gleichzeitig plädierte er für eine Allianz aus Jägern, Naturschützern und Straßenbauern, die sich dieser Problematik annimmt und gemeinsam nach tauglichen Lösungen sucht. In einem ersten Schritt müssten zunächst die strategisch wichtigen Standorte für Grünbrücken identifiziert, beplant und mit Querungshilfen nachgerüstet werden. Getreu dem Motto "Utopie ist machbar, Herr Nachbar!" sollte man, so Krüger, dem Beispiel der Niederländer, Schweizer und Österreicher folgen und sich dafür engagieren, dass auch in Deutschland zunehmend weniger Natur unter die Räder komme. [ Mehr ... ]

Ralf Schulte, NABU-Akademie Gut Sunder


Hier geht's zum BMU

Die Tagungsveranstaltung wurde vom Bundesamt für Naturschutz aus Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. Die Veranstaltungsinhalte und -ergebnisse geben nicht unbedingt die Meinung des Bundesumweltministeriums, des Bundesamt für Naturschutz oder des Naturschutzbund Deutschland (NABU) wieder.