Schule im Stall - Pädagogische Zugänge zur NABU-Landwirtschaftskampagne |
Ergebnisse eines Workshops der NABU-Akademie Gut Sunder vom 28. - 29. Oktober 1998 |
Spiele, Fakten und mehr Daumen und Zeigefinger um die Zitze legen und dann von oben nach unten mit den drei anderen Fingern drücken. Schon spritzt die Milch aus dem Euter und die Kühe lassen sich das gefallen, muffeln ungerührt ihr Kraftfutter aus dem Trog weiter in sich hinein. Niemand von den Teilnehmern des Seminars 'Schule im Stall' hat Kühe je so nah erlebt. Es ging darum, die Wirtschaft im konventionellen ebenso wie im Öko-Landbau kennenzulernen und zwar aus der Lage des Lernenden. So wie Schüler sollten die Multiplikatoren Landwirtschaft zum Anfassen erfahren. Die einen haben Kälber gefüttert, zuerst gab's Milch, dann Kraftfutter und duftendes Heu. Mit dem Zollstock machten sie sich über die Kälberboxen her. Waren sie groß genug, artgerecht? Andere beobachteten Kühe im Boxenlaufstall. Hatten die Tiere Platz genug zum Liegen, trockene Plätze mit Stroh, konnten sie kuhgemäß aufstehen? Arbeitsblätter waren die Richtlinien für die Beobachtungen. Vorgestellt wurde auch Material, das NABU Gruppen im Rahmen der Kampagne entwickelt haben. Etwa das Körnerrätsel oder das Mäusepuzzle. Beides sind Spiele, bei denen Kinder begeistert mitgemacht haben. Beim Körnerrätsel müssen Samenkörner auf einer vorgegebenen Skizze zugeordnet werden: Bohnen, Hirse, Weizen, Apfelkerne. Beim Mäusepuzzle wurden die Mäuseknochen aus Eulengewöllen herausgepuhlt.Die Schleiereulen wohnten in einer schwäbischen Scheune und hatte sich von den Mäusen der Umgebung ernährt. Aus den unverdauten Knochen konnten die Teilnehmer dann die Maus rekonstuieren und sagen, ob es eine Wühlmaus, eine langschwänzige Maus oder gar eine Spitzmaus gewesen ist. Hat eine Ziegenmutter vier Zitzen oder sind Wildschweine verwilderte Hausschweine waren Fragen des Ja-Nein-Spiels. Und dann gab's natürlich " Kampagnen-Material", vom NABU, von anderen Verbänden, auch von Verlagen- mit vielerlei Anregungen für die Arbeit vor Ort. Auch Kinderbücher über den Bauerhof waren zu finden vom Otto Maier Verlag, vom Kinderbuchverlag und Sachbücher vom Verlag an der Ruhr. 'Schule im Stall' war eine Veranstaltung des NABU im Rahmen der Kampagne 'Landschaft schmeckt', die von der Deutschen Umwelthilfe unterstützt wurde. Dabei ging es um eine naturverträgliche Bewirtschaftung, es ging um den Kauf von Gemüse und Fleisch aus der Umgebung und darum, die Erdbeeren und den Spargel dann zu kaufen, wenn es sie bei uns gibt. Wer die regionalen Strukturen nutzt, wer auf dem Wochenmarkt regional erzeugte Produkte oder bei einem Ökobauern einkauft, der hilft, eine vielfältige Kulturlandschaft und wertvolle Lebensräume zu erhalten. Der Schutz biologischer Vielfalt beginnt an der Ladentheke. Im Gespräch mit Vertretern des Bauernverbandes und dem Landschaftsministerium wurde über Veränderungen in der Landwirtschaft und Schwierigkeiten der Landwirte gesprochen, wurde gefragt, wie sich Landwirtschaft verändern muß, wenn sie den Aufgaben der Landeskultur gerecht werden und außerdem frische, wohlschmeckende Nahrung erzeugen will. Der NABU will den Entwicklungen nicht untätig zusehen. Deshalb fordert er seine Mitglieder auf, aktiv die NABU-Vorstellung voranzutreiben und die heißt: 10% ökologisch bewirtschaftete Fläche bis zum Jahre 2003. Wie das erreicht werden kann? In dem wir Ökoprodukte kaufen. Nach den NABU-Rechnungen ist das gar nicht allzuviel. Jede Person muß dann monatlich folgende Dinge kaufen: drei Ökobrote zu je 500 g, 1,5 l Ökomilch, 500 g Ökokartoffeln, 4 Ökoeier, 25 g Ökowurst, 50 g Ökofleisch Dr. Klaus Ruge, NABU-BFA Umwelt und Bildung, Cleebronn |
Die Seminarveranstaltung wurde dankenswerterweise von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) e.V. gefördert. |