Naturschutzfachliche Herausforderungen | |
Ergebnisse des Seminars "Zielarten für den Naturschutz an Fließgewässern - Mehr Raum für Bäche und Flüsse" vom 19.09. bis 20.09.2000 |
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Die Renaturierung der Gewässer gehört zu den vorrangigen Zukunftsaufgaben. Die größte Herausforderung stellt dabei in Deutschland weniger die Wasserqualität als vielmehr der seit Jahrhunderten betriebene Ausbau der Bäche und Flüsse sowie die Abkopplung der Überschwemmungsgebiete dar. Die Wiederherstellung naturnaher Verhältnisse, die auch die Dynamik der Fließgewässerökosysteme einschließt, wird von den Naturschutzverbänden seit langem gefordert. Mittlerweile ist der Begriff "Renaturierung" zu einem politischen Schlagwort aufgewertet worden und über unsere Bach- und Flusslandschaften ergießt sich förmlich eine "Renaturierungswelle". Angesichts der Tatsache, dass die überwiegende Mehrzahl der Bäche und Flüsse im Laufe der vergangenen Jahrhunderte einer mehr oder weniger starken menschlichen Überformung ausgesetzt worden sind, sollte jedes Renaturierungsbemühen zunächst einmal positiv gewertet werden. In der festen Überzeugung Gutes zu tun, werden jedoch nicht selten Renaturierungs-, Rekonstruktions- oder Revitalisierungsvorhaben durchgeführt, die den gewässerökologischen Ansprüchen und Anforderungen nicht gerecht werden. Hinter dem Begriff Renaturierung verbirgt sich breites Spektrum an Maßnahmen: von der Anlage gallerieartiger Uferbepflanzungen bis hin zur Re-Dynamisierung der Bäche und Flüsse. Für die Mehrzahl der Maßnahmen sind Erfolgskontrollen oder ein längerfristiges Monitoring entweder gar nicht vorgesehen oder aber sie scheitern aus finanziellen Gründen. Fehler oder Mängel werden daher nur selten identifiziert und diskutiert. Meistens folgen die Vorhaben dem Motto des englischen Hosenbandordens "Honni soit qui mal y pense" (ein Schelm der böses dabei denkt). Mittlerweile reift jedoch auch im Naturschutz der Gedanke, dass die klare Definition von Zielen sowie deren Überwachung und Erfolgskontrolle eine Selbstverständlichkeit sein sollten. Überwachung und Erfolgskontrolle müssen integrale Bestandteile der Vorhaben sein und sie müssen einen Beitrag zu deren laufender Optimierung leisten. Aus naturschutzfachlicher Sicht beginnen die Schwierigkeiten mit der Erfüllung dieses Anspruchs jedoch bereits im frühen Planungsstadium und bei der Definition der Maßnahmeziele. So setzt insbesondere die Komplexität der Materie, mit der sich der Naturschutz beschäftigt, sowie auch die sehr unterschiedlichen Zielvorstellungen der verschiedenen Richtungen des Naturschutzes enge Grenzen. In der Praxis erweist es sich als unmöglich, die aus ökologischer Sicht relevanten Fragestellung durch wissenschaftlich fundierte und empirisch abgesicherte Fakten zu beantworten. Mehr denn je ist der Naturschutz auf Orientierungshilfen oder Indikatoren angewiesen, an denen er seine Maßnahmen ausrichten und letztendlich auch bewerten kann. Seit Ende der 80er Jahre werden in diesem Zusammenhang zunehmend Zielarten als Instrument der Umsetzung und Überprüfung von Schutzzielen diskutiert. Zielarten repräsentieren bestimmte Lebensformen und Biotoptypen und sollen im Gegensatz zu Leit-, Charakter- oder Indikatorarten eine wegweisende Aufgabe in der Naturschutzplanung erfüllen. Wenn es gelänge, eine handhabbare Zahl von Zielarten zu benennen, an deren Ansprüchen sich Maßnahmenkonzepte orientieren und Erfolge messen lassen können, würde der Naturschutz einen großen Schritt nach vorne machen. Vor diesem Hintergrund stellte das Seminar folgende Aspekte in den Mittelpunkt der Erörterung:
Ralf Schulte, NABU-Akademie Gut Sunder |
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Die Tagungsveranstaltung wurde vom Bundesamt für Naturschutz aus Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. Die Veranstaltungsinhalte und -ergebnisse geben nicht unbedingt die Meinung des Bundesumweltministeriums, des Bundesamt für Naturschutz oder des Naturschutzbund Deutschland (NABU) wieder. |