1 Einleitung
Der Schutz der einheimischen Fledermäuse hat sich in früheren Jahren überwiegend auf den Schutz der Quartiere konzentriert. (vgl. z.B. KULZER, BASTIAN
& FIEDLER 1987). So konnten z.B bei Renovationen von Dachstühlen durch die Mitwirkung von sachkundigen Fledermausschützern Wochenstuben des Großen Mausohrs
erhalten werden. Die als Winterquartier von Fledermäusen genutzten Höhlen und Stollen wurden vergittert, um Störungen zu minimieren. In Wäldern wurde das Höhlenangebot
für Fledermäuse durch das Aufhängen von speziellen Fledermausnistkästen erweitert.
Mit zunehmender Kenntnis der Ökologie der einheimischen Fledermäuse wurde auch der Schutz und die Entwicklung weiterer Teillebensräume, z.B. der Jagdhabitate verfolgt
(z.B. STUTZ & HAFFNER 1993). Heute wissen wir, dass ein zeitgemäßer Fledermausschutz alle Teillebensräume einer Fledermausspopulation im Blick halten muß.
Dementsprechend muß die Suche nach Gefährdungsursachen und möglichen Schutzmaßnahmen im Rahmen einer gesamtlandschaftlichen Betrachtung erfolgen (JANSEN & LIMPENS
1997, KAPTEYN 1995).
Ein geeignetes Instrument zur Durchführung solcher Analysen und Erabeitung von Konzepten bietet die Landschaftsplanung. Sie ist das Planungsinstrument zur Umsetzung der
Ziele der Naturschutzgesetze. In den Naturschutzgesetzen des Bundes und der Länder ist die Erhaltung, Pflege und Entwicklung der Tier- und Pflanzenwelt eines der
zentralen Anliegen. Dementsprechend muß auch der Schutz der als hochgradig gefährdet eingestuften Fledermäuse Gegenstand der Landschaftsplanung sein.
Im diesem Beitrag soll thematisiert werden, welche Möglichkeiten sich durch die Landschaftsplanung für den Fledermausschutz bieten und wo sich Grenzen abzeichnen.
2 Nutzung verschiedener Landschaftselemente im
Raum-Zeit-System der Fledermäuse
Fledermäuse sind als flugfähige und dadurch hochmobile Säugetiere in der Lage, verschiedenste Lebensräume zu nutzen. Die unterschiedlichen Sommer- und
Winterquartiere sowie Jagdhabitate liegen zumeist räumlich mehr oder weniger weit voneinander entfernt und werden im Jahreszyklus zu bestimmten Zeiten aufgesucht. Diese
funktionalen Beziehungen zwischen den einzelnen Lebensräumen gilt es für einen umfassenden Fledermausschutz zu berücksichtigen. Sie sollen im folgenden im Überblick
dargestellt werden (ausführlichere Beschreibungen finden sich z.B. bei GEBHARD 1997, HELVERSEN 1989, LIMPENS, MOSTERT & BONGERS 1997, NEUWEILER 1993 oder SCHOBER
& GRIMMBERGER 1987).
Alle einheimischen Fledermäuse verbringen den Tag in störungsfreien Quartieren, wo sie in der Regel in Tageslethargie (Torpor) verfallen, um möglichst wenig Energie zu
verbrauchen. In der Nacht fliegen sie zum Nahrungserwerb in ihre Jagdhabitate. Aufgrund ihrer Fähigkeit zur Echoortung sind sie in der Lage sich auch bei völliger
Dunkelheit zu orientieren und Nahrung, z.B. nachtaktive Fluginsekten zu erbeuten. Für den aktiven Flug wird sehr viel Energie verbraucht. Dies muß durch eine große
Nahrungsaufnahme wieder kompensiert werden. Fledermäuse sind daher auf ergiebige Nahrungsressourcen ebenso angewiesen wie auf störungsfreie Tagesquartiere (NEUWEILER
1993).
Fast alle Fledermäuse nutzen unterschiedliche Tagesquartiere und Jagdhabitate. Während zu den verschiedenen Quartiertypen wie Baumhöhlen, Dachböden oder Spalten an
Gebäuden viele Beobachtungen vorliegen, ist der Kenntnisstand über die Jagdhabitate durch Kotanalysen und Telemetrie (Besenderung einzelner Tiere) vor allem in den
letzten Jahren ständig vergrößert worden.
So jagt z.B. das Große Mausohr, dessen Sommerquartiere in großen Dachräumen von Gebäuden in der Mehrzahl seit langem bekannt sind, in lichten Wäldern (AUDET 1990)
oder auch auf frisch gemähten Wiesen und Weiden in der Kulturlandschaft (GÜTTINGER 1996). Wichtig ist, dass der Boden frei zugänglich ist, damit die Mausohren ihre
bevorzugte Beute, am Boden lebende Laufkäfer, auch erreichen. Die Jagdhabitate liegen dabei in bis zu 10-15 Kilometern Entfernung von der Wochenstube (GÜTTINGER 1996,
LIEGL & HELVERSEN 1987). Einen ähnlich großen Aktionsradius konnte KRONWITTER (1988) für den Großen Abendsegler nachweisen.
Kleinere Arten besitzen überwiegend auch einen kleineren Aktionsradius, so z.B. das Braune Langohr (FUHRMANN & SEITZ 1992). Es jagt nahe an der Vegetation und
„sammelt" auch Beutetiere von der Vegetation ab. Hierzu hat diese Art eine spezielle Echoortung entwickelt, die die Umgebung im Nahbereich gut abbildet. Die
weitere Umgebung kann von dieser Art aber offenbar nicht wahrgenommen werden. Auf diese eingeschränkte Wahrnehmung führen LIMPENS & KAPTEYN (1991) das Phänomen zurück,
dass viele Fledermausarten beim freien Flug eine enge Bindung an linienförmige Landschaftselemente aufweisen. So benutzen z.B. Wasserfledermäuse Hecken oder Alleen als
Leitlinie auf ihrem Weg vom Tagesquartier (in einem Waldgebiet) in das Jagdhabitat (bevorzugt freie Wasserflächen) (RIEGER et al. 1990).
Auch für viele andere Arten liegen Beobachtungen von Flugstraßen vor, die sogar über mehrere Jahre, d.h. traditionell genutzt werden (LIMPENS & KAPTEYN 1991).
Die Tagesquartiere sind keine konstante Größe, sondern werden bei fast allen Arten in gewissen Abständen gewechselt. Eine ausgeprägten Quartierwechsel zeigen baumhöhlenbewohnende
Arten wie Bechsteinfledermaus (WOLZ 1986) oder auch Große Abendsegler (KRONWITTER 1988). Selbst vom Großen Mausohr, das als besonders quartiertreu gilt, werden immer
wieder Wechsel zwischen benachbarten Kolonien beobachtet (ROER 1988). Die Beziehung zwischen Tagesquartier und Jagdhabitat also dynamisch. Sie impliziert die Möglichkeit
des Wechsels zwischen verschiedenen Quartieren und vermutlich auch verschiedenen Jagdhabitaten im Jahresverlauf.
Das Quartiersystem wird bei vielen Arten duch die Ausbildung von Paarungsquartieren noch komplexer. Dies ist im Besonderen vom Großen Abendsegler gut bekannt, bei dem im
Sommer und Frühherbst die fortpflanzungsaktiven Männchen Paarungsquartiere zumeist in Baumhöhlen besetzen. Vom Eingangsbereich der Höhle aus versuchen sie durch
Werberufe Geschlechtspartner anzulocken (vgl. ausführlich GEBHARD 1997). Solche Paarungsquartiere sind auch vom Kleinen Abendsegler, Rauhautfledermaus und
Zwergfledermaus bekannt. Die Zwergfledermaus grenzt regelrechte Paarungsterritorien durch Patrouillenflüge ab. Innerhalb eines solchen Territoriums liegt zumeist auch
das Quartier (GERELL & LUNDBERG 1985, LUNDBERG 1990).
Andere Fledermausarten, z.B. die Bartfledermäuse, nutzen die im Spätsommer und Herbst zu beobachtenden „Schwärmphasen" zur Geschlechterfindung (KIEFER,
SCHREIBER & VEITH 1994). Als „Schwärmen" wird die erhöhte Flugaktivität von Fledermäusen vor Höhlen und Stollen bezeichnet (FENTON 1969). Neben der spätsommerlichen
gibt es auch eine weniger ausgeprägte Schwärmphase im Frühsommer, nachdem die Tiere das Winterquartier verlassen haben und die Wochenstuben noch nicht gegründet sind
(vgl. HARRIJE 1994).
Neben der Funktion als Balz- und Paarungsplatz wird das Schwärmen noch in anderer Weise gedeutet. Nach der Auflösung der Wochenstuben suchen Elterntiere und Jungtiere
gemeinsam die bekannten Winterquartiere auf. So können Informationen auf die nächste Generation übertragen werden. HELVERSEN (1989) bezeichnet das Schwärmen treffend
als den Aufbau eines „kollektiven Informationsspeichers" einer Population.
Die Höhlen und Stollen, vor denen das Schwärmen zu beobachten ist, werden häufig auch als Winterquartier genutzt. Erst die Fähigkeit der Fledermäuse zum Winterschlaf
hat die dauerhaufte Besiedlung Nord- und Mitteleuropas ermöglicht. Durch die Reduktion der Körperfunktionen auf ein Minimum kann der Energieverbrauch soweit reduziert
werden, dass die Zeit ohne Nahrungsangebot mit Hilfe der im Sommer angelegten Fettreserven überbrückt werden kann.
Die Winterquartiere liegen für zahlreiche Arten räumlich von den Sommerquartieren getrennt. So überwintern z.B. die im Sommer im mitteleuropäischen Tiefland
anzutreffenden Teichfledermäuse in den Höhlen und Stollen am nördlichen Rand der Mittelgebirge (DENSE, TAAKE & MÄSCHER 1996). Es wird vermutet, dass die
Teichfledermäuse die Winterquartiere über das System der größeren Fließgewässer, die sie als Leitlinien nutzen, erreichen.
Einige der Fledermausarten, z.B. Großer Abendsegler und Rauhautfledermaus, sind zu Fernwanderungen über mehrere hundert und sogar über tausend Kilometer in der Lage.
Teile der Population verlassen den Nordosten Mitteleuropas nach der Jungenaufzucht und ziehen in den Südwesten Mitteleuropas, um sich dort zu paaren und zu überwintern.
Beim Großen Abendsegler ziehen in der Mehrzahl offenbar nur die Weibchen und die diesjährigen Jungtiere, während ein Großteil der Männchen im Südwesten verbleibt.
Dort werden dann im Sommer in den Quartieren fast ausschließlich Aggregationen von Männchen angetroffen (vgl. GEBHARD 1997).
Viele Fragen zum Raum-Zeit-System von Fledermauspopulationen sind noch unbeantwortet. Dies gilt vor allem für die großräumigen Ortsveränderungen zwischen den Sommer-
und Winterquartieren. Welche Landschaftselemente - abgesehen von den Paarungsquartieren - für diese Zeit des Lebenszyklus von Bedeutung sind, ist für viele Arten noch
ungeklärt. Wesentlich besser ist der Kenntnisstand zur Beziehung zwischen den Quartieren und Jagdhabitaten sowie den Ansprüchen in diesen Teillebensräumen. Für die
Analyse dieser überwiegend großmaßstäblich zu betrachtenden Beziehungen bietet sich die Landschaftsplanung an.
3 Landschaftsplanung
3.1 Entwicklung und Aufgaben
Die Landschaftsplanung wurde mit der Verabschiedung des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG, §§ 5,6) 1976 gesetzlich verankert. Nach der Intention des
BNatSchG soll die Landschaftsplanung auf überörtlicher (Land: Landschaftsprogramm, Teil eines Landes: Landschaftsrahmenplan) und örtlicher Ebene (Landschaftsplan) die
Erfordernisse und Maßnahmen zur Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege darstellen (Tab. 1). Darunter zählen insbesondere auch die „Maßnahmen
zum Schutz und zur Pflege der Lebensgemeinschaften und Biotope der Tiere und Pflanzen wildlebender Arten, insbesondere der besonders geschützten Arten" (BNatSCHG §
6, Abs. 2), zu denen auch alle einheimischen Fledermausarten zählen. Wirksamkeit sollen die Maßnahmen der Landschaftsplanung durch die Übernahme in die räumliche
Gesamtplanung entfalten (Landesraumordnungsprogramm, Regionale Raumordnungsprogramme, Bauleitplanung). Dabei sind die Inhalte der Landschaftsplanung mit denen anderer
raumbedeutsamer Planungen abzustimmen (§ 5, Abs. 2 BNatSchG).
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Insgesamt ist das Vorkommen von 7 Fledermausarten im Untersuchungsgebiet belegt. Häufigste Art ist die Zwergfledermaus. Wochenstuben wurden vor allem in
den Ortsteilen gefunden, die eine gute Anbindung an bevorzugte Jagdhabitate wie die Niederung der Rodenberger Aue oder strukturreiche Waldgebiete aufweisen. Hier konnten
auch Flugstraßen nachgewiesen werden.
Auch die festgestellte Wochenstube der Breitflügelfledermaus in einem Wohnhaus befindet sich unmittelbar in der Nähe geeigneter Jagdhabitate. Jagende
Breitflügelfledermäuse wurden vor allem an Waldrändern und in den ortsnahen Grünlandgebieten beobachtet.
Eine Wochenstube der Kleinen Bartfledermaus wurde ebenfalls direkt am Rande eines Waldgebietes in einem Wohnhaus gefunden. Die Jagdhabitate dieser Art liegen offenbar
ganz überwiegend in dem strukturreichen und feuchten Wald.
Die besondere Bedeutung des Waldgebietes wird auch dadurch unterstrichen, dass hier die nachgewiesenen Quartiere der Wasserfledermaus und der Bechsteinfledermaus liegen.
Während die Bechsteinfledermaus offenbar sehr selten ist und nur einmal gefunden wurde, jadt die Wasserfledermaus auf allen Gewässern im Untersuchungsgebiet.
Abendsegler konnten nur im Jagdgebiet nachgewiesen werden.
4.3 Diskussion der Methoden und der Erfassungsergebnisse
Neben den 7 festgestellten ist noch mit weiteren Fledermausarten im Untersuchungsgebiet zu rechnen. So konnte z.B. TAAKE (1992) bei Netzfängen in einem
benachbarten, ähnlich strukturierten Waldgebiet auch Braunes Langohr, Große Bartfledermaus, Fransenfledermaus und Mausohr fangen. Vor allem die ersten drei Arten sind
durch die Detektorarbeit im Jagdgebiet weniger gut nachzuweisen. Bei einer häufigeren Anzahl von Netzfängen hätten diese Arten möglicherweise im Untersuchungsgebiet
nachgewiesen werden können.
Ebenso dürften aufgrund der besonders im Wald relativ geringen Untersuchungsintensität nur ein Teil der Quartiere gefunden worden sein. So ist z.B. anzunehmen, dass die
Bechsteinfledermaus zusätzlich zum nachgewiesenen Kastenquartier noch zahlreiche natürliche Baumquartiere nutzt (s. WOLZ 1986, FUHRMANN & GODMANN 1994). Die
Quartiere des Großen Abendseglers können aufgrund des großen Aktionsradius auch außerhalb des Untersuchungsgebietes liegen (vgl. KRONWITTER 1988, HEISE 1985).
Insgesamt stellt sich die Erfassung der Fledermäuse mittels Detektoren als besonders ergiebig heraus. Sie muß jedoch durch weitere Methoden ergänzt werden muß (vgl.
Tab. 3). Aufgrund des hohen methodischen Aufwands wurden nur ausgewählte Teile des Gemeindegebietes untersucht. Die Übertragung der Ergebnisse auf ähnlich
strukturierte Gemeindeteile bietet die Voraussetzung für eine flächendeckende Analyse (vgl. Kap. 5.4).
4.4 Konsequenzen für die Planung
Aufgrund der fledermauskundlichen Untersuchung konnten zahlreiche Gebiete in ihrer Bedeutung für den Naturschutz erkannt werden. Insbesondere bestimmte
Waldgebiete, die Obstbaumwiesen und die durch Hecken und Einzelbäume gegliederte Flussniederung sind als Jagdgebiete von herausragender Bedeutung. Wichtig für die
Zwergfledermaus sind auch verbindende Strukturelemente zwischen Quartier und Jagdhabitat wie z.B. Hecken oder Alleen.
Mit der Bestimmung der für die Fledermäuse wichtigen Bereiche konnten Konflikte zu den projektierten Wohn- und Gewerbeflächen im Entwurf zum Flächennutzungsplan
aufgezeigt werden. In einer für jede Fläche durchgeführten Analyse des Konfliktpotentials (FELS, WIEBUSCH & LUCKWALD 1995) floßen auch die Ergebnisse der
fledermauskundlichen Bestandsaufnahme mit ein.
Als ein weiterer wesentlicher Ergebnisschwerpunkt des fledermauskundlichen Beitrags werden im Landschaftsplan Schutz- und Entwicklungsmöglichkeiten für die Quartiere
und wertvollen Jagdhabitate vorgeschlagen. Damit wird auch ein Zielkonzept für notwendige Kompensationsmaßnahmen vorgegeben.
Vorschläge zur Verbesserung der Lebensraumsituation für Fledermäuse sind beispielsweise:
- die Neuanlage von Hecken und Baumreihen als Leitlinie zwischen Quartieren im Dorf und Nahrungshabitaten im Wald
- die Pflanzung von Hecken, Felgehölzen und Einzelbäumen als Nahrungshabitate
- die Rückwandlung von Ackerland in Grünland als Nahrungshabitate z.B. der Breitflügelfledermaus
- die Neuanlage von Obstgärten im Siedlungsrandbereich als Nahrungshabitate und Quartiermöglichkeit
- die Entwicklung von Altholzinseln im Wald
- die generelle Erhöhung der Umtriebszeiten bei der forstlichen Nutzung zur Erhöhung des Höhlenreichtums
- die Anlage neuer Kleingewässer im Wald und auch in der Kulturlandschaft zur Schaffung neuer Nahrungshabitate
- die Entwicklung von Gehölzsäumen an bislang naturfernen Gewässern.
Die Planungsergebnisse zeigen, dass durch die fledermauskundliche Kartierung neue Aspekte in die Planung eingebracht werden können. Maßnahmen des
Quartierschutzes können nur durchgeführt werden, wenn auch die Quartiere bekannt sind. Dies gilt auch für die Flugstraßen und Jagdhabitate. Durch die zusammenfassende
Betrachtung aller Teillebensräume kann ein Schutz- und Entwicklungskonzept für Teile der Gemeinde entwickelt werden. Viele Maßnahmen, wie z.B. die Neuanlage einer
Hecke können räumlich konkret benannt werden.
5 Hinweise zur Erstellung fledermauskundlicher Planungsbeiträge
Die folgenden Hinweise zur Erstellung fledermauskundlicher Beiträge im Rahmen der Landschaftsplanung beziehen sich auf die von BRINKMANN et al. (1996)
gegebenen Empfehlungen. Deren Ziel war es, einen Rahmen für die Festlegung von Mindestinhalten fledermauskundlicher Planungsbeiträge zu beschreiben. Damit soll auch ein
Beitrag zur Qualitätssicherung fledermauskundlicher Gutachten geleistet werden.
Die Hinweise beziehen sich auf die Konzeption fledermauskundlicher Beiträge, auf die Bestandserfassung und die Darstellung der Ergebnisse. Für Hinweise zur Bewertung
tierökologischer Daten sei auf die Arbeiten von RECK (1996) und BRINKMANN (1998) verwiesen, die die aktuelle Diskussion zusammenfassen. Weitere Aspekte der planerischen
Integration tierökologischer Daten in die Landschaftsplanung finden sich bei TESCH (1996) oder BRINKMANN (1998).
5.1 Planerische Aufgabenstellung und Rahmenbedingungen
Zunächst muss geklärt werden, ob fledermauskundliche Untersuchungen im Rahmen der Landschaftsplanung erforderlich sind. Es ist zu fragen, ob potentielle
Lebesräume von Fledermäusen in Planungsgebiet vorkommen und ob sie durch vorhandene oder geplante Nutzungen gefährdet sind. Potentiell wertvolle Fledermauslebensräume
sind z.B.:
- Wälder
- Parkanlagen
- durch Hecken, Alleen und Gehölzgruppen strukturierte Kulturlandschaften
- Streuobstwiesen
- Fließ- und Stillgewässer, vor allem in Kontakt mit gehölzdominierten Lebensräumen
- Grünanlagen der Siedlungsbereiche
- Bauwerke aller Art, vor allem in Kontakt mit den o.g. Lebensraumtypen
- Höhlen und Stollen
Wird deutlich, dass Fledermäuse im Rahmen der Planung zu berücksichtigen sind, muß die planerische Fragestellung in Hinblick auf den
fledermauskundlichen Beitrag konkretisiert werden: Wie und wo können Fledermauslebensräume in ihren Funktionen beeinträchtigt werden? Sind speziell einzelne Arten
betroffen? Die Konkretisierung der Aufgabenstellung ist für die Auswahl der Methoden und Untersuchungsgebiete und damit für den gesamten Erfolg der Untersuchung von großer
Bedeutung. Deshalb sollte ein fledermauskundlicher Beitrag gemeinsam von Planern (häufig den Auftaggebern) und Fledermausspezialisten (häufig als Auftragnehmer)
konzipiert werden.
Vor Beginn einer Kartierung sollten alle Vorinformationen ausgewertet werden. Mittlerweile existieren in allen Bundesländern Programme zur landesweitern Erfassung von
Fledermäusen, häufig getragen von ehrenamtlichen Organisationen. Auch wenn diese Kartierungen noch nicht flächendeckend vorliegen und nur selten Daten zu konkreten
Untersuchungsgebieten liefern können, so enthalten sie doch wichtige Informationen über die Fledermausfauna der Region. In jedem Fall sollten die regional tätigen
Fledermausspezialisten über die Untersuchungen informiert werden. Sie verfügen zumeist über einen guten Überblick über den derzeitigen Stand der Fledermauserfassung
und der Verbreitung einzelner Arten.
5.2 Auswahl der Untersuchungsgebiete
Kleine Planungsgebiete, z.B. im Rahmen der Grünordnungsplanung, können flächendeckend bearbeitet werden. Häufig wird es sogar notwendig sein, das
Untersuchungsgebiet zu vergrößern, um die Funktion des Untersuchungsgebietes als Teillebensraum zu erkennen.
In größeren Planungsgebieten, z.B. im Landschafts- und vor allem auch im Landschaftsrahmenplan, wäre eine flächendeckende Kartierung von Fledermäusen sehr zeit- und
entsprechend auch kostenaufwendig. Sie ist derzeit aufgrund der eingeschränkten finanziellen Ressourcen der Planungsträger in der Regel nicht finanzierbar. Eine
Untersuchung muß sich deshalb auf ausgewählte Flächen beschränken. Geeignet sind zum einen Flächen, die vermutlich eine hohe Bedeutung für Fledermäuse besitzen,
zum anderen Flächen, auf denen Konflikte zwischen dem Fledermausschutz und vorhandenen oder geplanten Nutzungen zu erwarten sind.
Die Untersuchungsflächen sollten so groß gewählt werden, dass auch funktionale Beziehungen zwischen einzelnen Teillebensräumen deutlich werden. Denn gerade diese
Informationen sollen durch den fledermauskundlichen Beitrag in die Planung eingebracht werden. So erscheint es im Rahmen eines Landschaftsplanes sinnvoller ein gesamtes
Dorf mit seiner Umgebung zu untersuchen, als nur einzelne Streuobstflächen. Die untersuchten Lebensraumkomplexe sollten repräsentativ für das gesamte Planungsgebiet
sein, damit die Ergebnisse auch auf andere Flächen des Planungsgebietes übertragen werden können.
Eine weitere Möglichkeit der Schwerpunktsetzung in großen Planungsgebieten besteht in der Konzentration auf einzelne, besonders stark gefährdete Arten mit großen
Aktionsradien. Diese sollten dann möglichst flächendeckend erfaßt werden (zumindest die Wochenstuben). So ist z.B. für das Große Mausohr eine solche regionale
Betrachtung notwendig, um die funktionalen Beziehungen zwischen der Wochenstube und dem Jagdhabitat darzustellen. Auch zwischen den Wochenstubenkolonien kann ein
Individuenaustausch erfolgen. Der Gesamtlebensraum des Großen Mausohres ist also als großräumiger, funktionaler Verbund mehrerer Habitatbausteine zu begreifen (vgl.
Kap. 2). Für erfolgreiche Schutzmaßnahmen sind die Kenntnisse über diese regionalen Zusammenhänge von großer Bedeutung.
5.3 Methoden der Erfassung
Zur Erfassung der Fledermausfauna eines Gebietes sind aufgrund der unterschiedlichen Lebensweise der einzelnen Arten verschiedene Methoden in Kombination
anzuwenden. Die Auswahl der Methoden im konkreten Planungsfall muss sich immer nach der Planungsaufgabe und den daraus abgeleiteten Fragestellungen richten. Im folgenden
soll eine Überblick über die Erfassungsmethoden gegeben werden (vgl. auch Tab. 4 und Abb. 2). Detailliertere Beschreibungen der Erfassungsmethoden finden sich bei
LIMPENS 1993, LIMPENS & ROSCHEN 1996, MEYER & GEIGER 1996, MÜHLBACH 1993, VIERHAUS 1988 oder WEISHAAR 1995.
Tab. 4: Effektivität der Methoden zur Erfassung der in Deutschland vorkommenden Fledermäuse (nach BRINKMANN et al. 1996,
erweitert. Nicht berücksichtigt sind Weißrandfledermaus (GEBHARD 1997) und Langflügelfledermaus (HELVERSEN et al. 1987) mit aktuellen bzw. ehemaligen Vorkommen nur im
äußersten Südwesten Baden-Württembergs und Alpenfledermaus mit Vorkommen nur im Süden Bayerns (RICHARZ & LIMBRUNNER1992))
Methode
Art |
Feld-
erfassung optisch und mit Detektor |
Netzfang vor Höhlen und Stollen |
Netzfang im Jagd-
gebiet |
Kontrolle von Höhlen und Stollen |
Kontrolle von Nistkästen |
Kontrolle
von Gebäude-
quartieren |
Öffentlichkeits-
arbeit: Frage nach dem Quartier |
Quartiersuche mit dem Detektor |
Kleine Hufeisennase |
+ |
o |
o |
+ |
- |
+ |
+ |
o |
Große Hufeisenase |
+ |
o |
o |
+ |
- |
+ |
+ |
o |
Großes Mausohr |
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+ |
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+ |
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+ |
+ |
o |
Teichfledermaus |
+ |
+ |
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+ |
o |
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+ |
Wasserfledermaus |
+ |
+ |
+ |
+ |
+ |
o |
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+ |
Kleine Bartfledermaus |
- |
+ |
+ |
- |
o |
o |
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+ |
Große Bartfledermaus |
- |
+ |
+ |
- |
+ |
o |
o |
+ |
‘Bartfledermaus’ |
+ |
+ |
+ |
+ |
+ |
o |
+ |
+ |
Fransenfledermaus |
o |
+ |
+ |
+ |
+ |
o |
o |
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Bechsteinfledermaus |
o |
+ |
+ |
+ |
+ |
o |
o |
o |
Wimperfledermaus |
o |
+ |
o |
+ |
o |
o |
o |
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Großer Abendsegler |
+ |
o |
o |
- |
+ |
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o |
+ |
Kleiner Abendsegler |
+ |
o |
o |
- |
+ |
o |
o |
+ |
Rauhautfledermaus |
+ |
o |
o |
- |
+ |
o |
o |
+ |
Zwergfledermaus2 |
+ |
o |
+ |
- |
o |
o |
+ |
+ |
‘Pipistrellus’3 |
+ |
o |
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o |
o |
+ |
+ |
+ |
Braunes Langohr |
- |
+ |
+ |
+1 |
+ |
+ |
+ |
+ |
Graues Langohr |
- |
+ |
+ |
+1 |
o |
+ |
+ |
+ |
‘Langohr’ |
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+ |
+ |
o |
+ |
+ |
+ |
Mopsfledermaus |
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+ |
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+ |
o |
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o |
Breitflügelfledermaus |
+ |
o |
o |
o |
- |
+ |
+ |
+ |
Nordfledermaus |
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o |
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+ |
+ |
Zweifarbfledermaus |
+ |
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o |
o |
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o |
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+ = gut geeignet o = möglich - nicht anwendbar |
1 = gute Sichtbarkeit der Tiere erforderlich
2 = zwei unterschiedliche Ruftypen (QCF-Teil bei ca. 45 oder 55 KHz), vermutlich zwei verschiedene Arten (BARRATT et al. 1995, JONES &
PARIJS 1993).
3 = Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) und Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) |
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5.3.1 Akustische und visuelle Erfassung
Bereits ohne technische Hilfsmittel lassen sich vor allem in der Abend- und Morgendämmerung Fledermäuse beobachten. So können der Große Abendsegler
und die Breitflügelfledermaus kurz nach dem Ausflug aus dem Quartier jagend an einem Waldrand beobachtet und zweifelsfrei bestimmt werden. Bereits unmittelbar vor dem
Ausflug aus dem Quartier sind bei vielen Arten Soziallaute zu hören, die im Hörbereich des Menschen liegen. Besonders gut geeignet ist diese Methode zur Erfassung von
Großen Abendseglern, deren „Gezwitscher" aus einer Baumhöhle auch über einige Entfernung hörbar ist.
Die wahre akustische Welt der Fledermäuse eröffnet sich aber erst durch die Benutzung von Batdetektoren, die die im Ultraschallbereich liegenden Ortungs- und
Soziallaute für den Menschen hörbar machen. Mittlerweile ist es möglich die Mehrzahl der einheimischen Arten mit dem Detektor zumindest in typischen Flugsituationen
sicher zu bestimmen (LIMPENS & ROSCHEN 1995). Nah verwandte Arten mit ähnlichem Orientierungsverhalten, z.B. Große und Kleine Bartfledermaus und weitere Arten der
Gattung Myotis können dagegen im Gelände nicht sicher bestimmt werden. Hinzu kommt, dass einige Arten ein Sonar von nur geringer Reichweite besitzen, so dass ihre Lautäußerungen
nur aus wenigen Metern Entfernung im Detektor hörbar werden. Ihre Erfassbarkeit ist dadurch eingeschränkt.
Mit dem Batdetektor können Fledermäuse auch bei völliger Dunkelheit im Jagdgebiet oder auf Flugstraßen nachgewiesen werden. Bei Arten die über ausgeprägte Flugstraßen
verfügen, wie z.B. die Wasserfledermaus, läßt sich über die Erfassung der Tiere auf den Flugstraßen häufig auch das Quartier finden. Beim abendlichen Ausflug geht
man den Tieren entgegen, beim Heimflug folgt man ihnen (LIMPENS 1993). Am Quartier zeigen die meisten Fledermausarten bei der Rückkehr vom Jagdflug eine ausgeprägtes
„Schwärmverhalten". Die Fledermäuse fliegen das Einflugloch mehrfach an, bevor sie im Quartier verschwinden. Auch hierbei sind die Tiere mit dem Detekor viel
einfacher aufzuspüren.
Gleiches gilt für die Erfassung der Paarungsquartiere der Arten, die über Soziallaute ihr Quartier bekannt machen. Dies ist von den baumhöhlenbewohnenden Arten Großer
Abendsegler und Rauhautfledermaus bekannt. Die von Zwerg- und Weißrandfledermäusen sowie von der Zweifarbfledermaus im Spätsommer und Herbst im Flug abgegebenen
Soziallaute interpretiert man ebenfalls als Werberufe. Die Paarungsquartiere befinden sich wahrscheinlich innerhalb der regelmäßig beflogenen Gebiete.
Die optische und akustische Erfassung von Fledermäusen stellt mit den Möglichkeiten der Erfassung im Jagdhabitat, auf Flugstraßen und an den Quartieren eine zentrale
Methode dar. Zur Erfassung der Fledermäuse eines Gebietes sollten Begehungen in regelmäßigen Abständen vom Frühjahr bis zum Herbst vorgenommen werden (vgl. Abb. 2).
Dabei ist zu beachten, dass sich das Artenspektrum und die Funktion des Gebietes für die Fledermäuse im Jahresverlauf ändern kann.
Die Artbestimmung mit dem Batdetektor setzt eine sehr intensive Beschäftigung mit dieser Erfassungsmethode voraus. In der Regel ist eine mehrjährige Erfahrung
Voraussetzung, um die Variabilität der Rufe kennenzulernen. Bei den Lautäußerungen handelt es sich - abgesehen von den artspezifischen Werberufen - nämlich um
Ortungslaute, die in gleichen Flugsituationen bei nah verwandten Arten sehr ähnlich sein können. Für die allermeisten mit dem Detektor bestimmbaren Arten ist eine
sichere Bestimmung nur möglich, wenn die Art über längere Zeit gehört und auch gleichzeitig gesehen wird (LIMPENS & ROSCHEN 1995). Häufig ist es aufgrund einer
kurzen Rufsequenz aber nicht möglich, eine Artbestimmung vorzunehmen (vgl. auch die Diskussion bei AHLÉN 1981, 1993, KAPTEYN 1993, WEID & HELVERSEN 1987, ZINGG 1990
u.a).
Eine Absicherung der Artbestimmung kann durch die Aufnahme der Rufsequenz und die anschließende Analyse mit Hilfe von Computerprogrammen erfolgen (vgl. z.B. PETTERSSON
1993). Aber auch dieses Vorgehen erfordert umfangreiches Spezialwissen.
5.3.2 Netzfänge
Fledermäuse lassen sich in dünnen und feinmaschigen Netzen (sog. „Japannetzen"), wie sie auch zum Fang von Vögeln benutzt werden, fangen. Die
Tiere fliegen in das zumeist zwischen zwei Stangen locker gespannte Netz und verfangen sich in den Maschen oder gleiten in überhängende Netztaschen. Die Tiere können
dann unversehrt entnommen und näher untersucht werden. Wie alle Methoden, bei denen eine Störung der Fledermäuse unvermeidlich ist, bedürfen insbesondere Netzfänge
einer behördlichen Ausnahmegenehmigung.
Netzfänge müssen immer dann durchgeführt werden, wenn fliegende Fledermäuse nach optischen oder akustischen Kriterien nicht bestimmt werden können. Dies ist z.B. bei
der überwiegenden Zahl der Arten der Gattung Myotis und den Langohren (Gattung Plecotus) im Jagdhabitat oder auf der Flugstraße der Fall. Ebenso lassen sich schwärmende
Tiere vor Höhlen oder Stollen aufgrund der speziellen Flugsituation (enger Flugraum) in der Mehrzahl nicht im Detektor unterscheiden.
Netzfänge im Jagdhabitat haben sich an solchen Orten als besonders effektiv erwiesen, wo verschiedene Fledermausarten konzentriert auftreten. So sind vor allem Gewässer
im Wald oder in Waldnähe besonders attraktiv. Hier lassen sich neben den vermutlich in umittelbarer Nachbarschaft jagenden Arten (z.B. Braunes Langohr,
Bechsteinfledermaus) auch Jäger des freien Luftraumes (z.B. Kleinabendsegler) fangen. Neben der Attraktivität aufgrund hoher Beutetierdichten suchen die Fledermäuse
die Gewässer vermutlich auch zur Wasseraufnahme auf.
Gegenüber der akustischen und visuellen Beobachtung von Fledermäusen bietet der Fang weitere Vorteile. Die Untersuchung der Tiere in der Hand ermöglicht Rückschlüsse
über den Fortpflanzungsstatus, die Kondition oder das Alter des einzelnen Tieres. So gibt z.B. der Fang von Weibchen mit angetretenen Zitzen eine deutlichen Hinweis auf
die Existenz einer Wochenstube in der Umgebung.
5.3.3 Kastenkontrollen
Die Kontrolle von Fledermaus-, aber auch Vogelnistkästen im Sommer und Frühherbst ermöglicht den Nachweis von höhlenbewohnenden Fledermäusen. Der
Kontrollzeitpunkt sollte so gewählt werden, dass noch Reproduktionsnachweise erbracht werden können, andererseits die Störung der Wochenstube aber so gering wie möglich
ist. Ein guter Kompromiss ist die Kontrolle sich auflösender Wochenstuben mit bereits erwachsenen Jungtieren im Hoch- oder Spätsommer.
5.3.4 Winterquartierkontrollen
Höhlen und Stollen, aber auch Eiskeller und bestimmte Gebäudebereiche bieten einer ganzen Reihe von Fledermausarten weitgehend frostsichere Überwinterungsplätze.
Frei an der Decke hängende Fledermäuse, wie z.B. die Hufeisennasen, Bechsteinfledermaus, Wimpernfledermaus und zumeist auch Große Mausohren können bei einer Kontrolle
leicht entdeckt werden. Andere Arten, z.B. Wasserfledermäuse, beziehen oft Verstecke in Spalten oder Höhlungen und sind dann deutlich schwieriger festzustellen.
Die Kontrolle von Winterquartieren wird von vielen ehrenamtlich tätigen Fledermausschützern traditionell durchgeführt, so dass häufig Daten - auch aus den zurückliegenden
Jahren - vorliegen.
Vergleichsweise wenig bekannt sind Überwinterungsquartiere in Kellern und in Gebäuden. Dies liegt sicherlich auch an der schlechten Einsehbarkeit der Spaltenquartiere,
die von den dort überwinternden Fledermäusen genutzt werden. Das solche Gebäudequartiere jedoch von großer Bedeutung sein können zeigt das Beispiel des Freiburger Münsters.
Dort überwintern z.B. mehrere Hundert Zwergfledermäuse, Dutzende Großer Abendsegler und auch Zweifarbfledermäuse (HELVERSEN et al. 1987).
5.3.5 Öffentlichkeitsarbeit
Ergänzend zu allen oben genannten Methoden kann die gezielte Nachfrage nach Quartieren in der Öffentlichkeit wertvolle Hinweise ergeben. Durch die
Publikation des Kartierungsvorhabens in der Regionalpresse, Aushänge oder Vorträge kann die allgemeine Bevölkerung angesprochen werden. Eine zielgruppenorientierte
Nachfrage bietet sich bei Handwerkern an, die häufig Arbeiten im potentiellen Quartierbereichen ausführen (z.B. Dachdecker oder Elektriker).
Die Bitte um die Meldung von Beobachtungsdaten sollte sich eng auf Fledermausquartiere beschränken, weil die alleinige Beobachtung „fliegender" Fledermäuse nach
eigenen Erfahrungen keinen großen Erkenntnisgewinn für die Kartierung bringt.
Die Öffentlichkeitsarbeit ist besonders effektiv, wenn die Fledermäuse ihre Sommerquartiere bezogen haben. Insbesondere größere Wochenstuben können dann im
Lebensbereich der Menschen besonders auffällig sein. Gleiches gilt eingeschränkt für die Winterquartiere in Gebäuden.
5.4 Darstellung und Aufbereitung der Ergebnisse
Eine nachvollziehbare und problembezogene Aufbereitung und Darstellung der Untersuchungsergebnisse ist für tierökologische Beiträge zu
Planungsverfahren besonders wichtig (RIECKEN, SCHRÖDER & FINCK 1995, RIEDEL 1995).
Nachvollziehbarkeit wird durch die Beschreibung und Diskussion der Methoden und der „Rohergebnisse" erreicht. Dabei sollte auch darauf hingewiesen werden, ob und
ggf. wo Grenzen bei der Interpretation der Daten zu setzen sind. Die Darstellung der Methoden und Untersuchungszeiträume ermöglicht es auch, die Aussagekraft der
Ergebnisse richtig einzuordnen.
Für Fledermäuse als Biotopkomplexbewohner kommt der Darstellung der räumlich-funktionalen Beziehungen zwischen den Teillebensräumen eine besondere Bedeutung zu.
Dieser Aspekt wird in vielen Planungsfragen von Bedeutung sein und sollte ja gerade über die Begutachtung dieser Indikatorgruppe ermittelt und berücksichtigt werden.
Von den komplexen, im Jahresverlauf wechselnden Beziehungen zwischen den Teillebensräumen einer Fledermauspopulation lassen sich bei Kartierungen im Rahmen von
Planungsverfahren sicherlich nur einige konkret nachweisen. Für die Erweiterung der Informationsbasis kann es jedoch wichtig sein, auch vermutete räumliche Beziehungen
darzustellen. Diese können aus dem allgemeinen Wissen über die Ökologie der Art abgeleitet werden. So wird es z.B. schwierig sein, die Beziehungen zwischen Wochenstube
und Jagdhabitat für die Fledermausarten mit großen Aktionsradien (z.B. Großer Abendsegler, Großes Mausohr) mit einfachen Methoden nachzuweisen. Aufgrund von
telemetrischen Untersuchungen sind jedoch die Grundmuster der Verhaltensweisen dieser Arten bekannt. Bei der Übertragung von Untersuchungsergebnissen muß jedoch
eingerechnet werden, dass regionale Unterschiede im Verhalten der Fledermausarten auftreten können. Vorteilhaft sind von daher Referenzuntersuchungen zur Ökologie der
betrachteten Art aus dem Naturraum, in dem auch die eigene Untersuchung durchgeführt wird. Analogieschlüsse und Kartierungsergebnisse sollten differenziert dargestellt
werden (vgl. z.B. Abb. 1), um die geforderte Transparenz der Ergebnisdarstellung zu gewährleisten.
Solche Referenzuntersuchungen sind die vordringliche Aufgabe der biologischen Grundlagenwissenschaften, um die bestehenden Forschungsdefizite zur Raumnutzung der Fledermäuse
aufzuarbeiten. Doch bereits auf Basis des derzeitigen Kenntnisstandes können mit fledermauskundlichen Beiträge wichtige planungsrelevante Aspekte des Tierartenschutzes
in der Landschaftsplanung Berücksichtigung finden. Eine derart ausgestaltete Landschaftsplanung ist die beste Grundlage für einen Fledermausschutz mit
gesamtlandschaftlichem Ansatz.
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6 Bau- und Raumordnungsgesetz 1998 - BauROG - v. 18.8.1997 (BGBl. I S. 2081, 2110).
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-
Bonner Konvention: Gesetz zu dem Übereinkommen vom 23. Juni 1979 zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten vom 29. Juni 1984, BGBl. II S.569 in
Verbindung mit der dritten Verordnung über die Inkraftsetzung von Änderungen der Anhänge I und II des Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wildlebenden
Tierarten vom 18. Juli 1992, BGBl. II S. 518.
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Gesetz zu dem Abkommen vom 4. Dezember 1991 zur Erhaltung der Fledermäuse in Europa vom 21. Juli 1993. BGBl. II S. 1106 (Regionalabkommen zum Schutz der
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Berner Konvention: Gesetz zu dem Übereinkommen vom 19. September 1979 über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen
Lebensräume vom 17. Juli 1984, BGBl. II S. 618 in Verbindung mit der ersten Verordnung über die Inkraftsetzung von Änderungen der Anhänge II und III des Übereinkommens
über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume vom 30. Juli 1990, BGBl. II S. 718.
-
Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21.05.1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie,
FFH). Abl. EG Nr. L 206/7 vom 22.07.92
Anschrift des Verfassers: Dr. Robert Brinkmann, Holunderweg 2, 79194 Gundelfingen, Robert.Brinkmann@t-online.de
Zitatempfehlung
Brinkmann, Robert (2000): Fledermausschutz im Rahmen der Landschaftsplanung. Vortrag anlässlich des Seminars" Fledermäuse in der Landschafts- und
Eingriffsplanung" der NABU-Akademie Gut Sunder vom 23.03.2000. www.nabu-akademie.de/berichte/00fleder_2.htm (02.06.2000)
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