ZUR GESCHICHTE VON GUT SUNDER |
Historisches bis 1980 Im Jahr 1371 wurde Celle zur landesherrlichen Residenz des Herzogtums Braunschweig und Lüneburg. Hohe Beamte und Adlige zogen nach Celle, um ihre Aufgaben in der herzoglichen Verwaltung wahrzunehmen. Dass viele von ihnen ein Lehen bekamen, führte dazu, dass in einem weiten Umkreis von Celle eine stattliche Zahl großer Gutshöfe entstand. Der Ursprung von Gut Sunder lag in einem Freihof des Klosters St. Michaelis in Lüneburg. In diesem Fall war also die Kirche der Grundherr. Der Lüneburger Kanzler am Celler Hof Baltasar Klammer wurde 1548 von Abt Herbold vom Kloster St. Michaelis mit den Besitzungen des Klosters in Meißendorf belehnt. Als erstes verlegte er den Hof aus dem Ort Meißendorf an die zum Hof gehörenden Ländereien. Der Auszug aus dem Dorf ist der Ursprung des Namens: gesondert, sonder, sunder. Auf das Gut wollte der Kanzler Jagdgesellschaften einladen und sich von der Arbeit im nur ca. 20 km entfernten Celle aufs Land zurückziehen. Im Laufe der Jahre erwarb Klammer ständig weitere Besitzungen in der Umgebung. Bis ins 19. Jahrhundert gehörten zu Gut Sunder: ein Vollhof, 2 Halbhöfe, 24 Kotstellen und eine Halbkote. Auf einem von Gräben umgebenen Platz entstand das Herrenhaus. Es war kein reines Wirtschaftsgebäude, wie die alten Bauernhäuser, sondern ein repräsentatives Wohnhaus im Stil der Celler Bürgerhäuser. Das Wirtschaftsgebäude auf der Südseite des Platzes fiel im 2.Weltkrieg einem Brand zum Opfer. Die Frau des Hermann Baltasar Klammer, einem Enkel des Kanzlers, Agnese von der Schulenburg wurde nach seinem Tod Lehnsherrin von Sunder. 1649 ließ sie ein neues Gebäude neben dem Herrenhaus errichten. Später wurden die beiden Gebäude durch ein Treppenhaus miteinander verbunden. Der Anbau war etwas niedriger als der ältere Teil und gab dem Hof ein U-förmiges Aussehen. Auf der Westseite seines Daches ist noch heute ein Dacherker mit einer Uhr erhalten. Im 17. Jahrhundert wurde auf einer Insel im Hausteich ein kleiner Pavillon errichtet, der heute nicht mehr existiert. Nachdem das Gut mehrfach den Besitzer gewechselt hatte, ging es 1752 in das Eigentum der Familie von Schrader über, in dem es bis 1977 blieb. Ernst v. Schrader ließ in der 2.Hälfte des 19. Jahrhunderts einige Veränderungen vornehmen. Teile des alten Herrenhauses wurden abgebrochen und an der Ostseite wurde angebaut. Die Fassade des westlichen Giebels verzierte man reichlich, das Dach erhielt Dachgauben, und an der Nordseite entstand ein Windfang für einen zusätzlichen Eingang. Schrader ließ neue Wirtschaftsgebäude bauen; unter anderem eine Wassermühle mit Sägewerk an der Meiße, die man jedoch in den siebziger Jahren des 20.Jahrhunderts abgerissen hat. Wann der Graben um den Hofplatz zugeschüttet wurde, ließ sich bisher nicht ermitteln. 1868 bestand der Hof aus mehreren Gebäuden: das Wohnhaus, ein Viehhaus mit Scheune, ein Nebenhaus mit einer Wohnung und Ställen, eine Scheune und zwei Schafställe. Das Herrenhaus steht heute unter Denkmalschutz und gilt als das schönste Profangebäude der Heide. Werner v. Schrader plante 1881 die Anlage eines Familienfriedhofs in Sunder, der bis heute erhalten geblieben ist. Er liegt nordwestlich des Hofes auf der nördlichen Seite der Meiße im Wald. 1881 machte Ernst v. Schrader erste Versuche mit der Teichwirtschaft. Im Hausteich wurden zehntausend Karpfenbruteier ausgesetzt, und nach drei Jahren konnten sie als Speisefisch nach Hannover verkauft werden. Nach Erkenntnissen, die v. Schrader in der Bewirtschaftung seiner Teichgüter in Schleswig-Holstein gesammelt hatte, wurden 51 größere und kleinere Teiche auf den Heide- und Moorflächen angelegt. Das Wasser der Meiße speiste diese und floß von einem Teich zum darunter liegenden nächsten. An den Ablaßmönchen hatten sie eine Tiefe von 1-1,5 m und waren nach oben flach auslaufend. Bis auf einige Teiche, die zur Überwinterung der Fische dienten, lag der Rest im Winter trocken. Auf 250 ha des damals 480 ha großen Gutes entstanden im Lauf der Zeit Fischteiche. Ackerbau und Viehzucht wurden aufgegeben und lediglich Forstwirtschaft weiter betrieben. Es entstand die größte Karpfenzucht Norddeutschlands. Viele Bauern der Umgebung folgten Schraders Beispiel und legten insgesamt weitere 250 ha Teiche an. Die Fischteiche in der Meißeniederung entwickelten sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem ökologischen "hot spot" von überregionaler Bedeutung. Viele Arten der Feuchtslebensräume siedelten sich an den Meißendorfer Teichen an und 1948 kam der bekannte Tier- und Naturfilmer Heinz Sielmann nach Meißendorf, um an den Teichen Aufnahmen für seinen ersten Kinofilm "Lied der Wildbahn" zu drehen. 1967 verwandelte Barthold v. Schrader einen Teil der Teichanlagen in ein Erholungsgebiet mit Badesee, Campingplatz und Wochenendhausgebiet. Es entstand der "Hüttenseepark". Der Name hat seinen Ursprung in den Pfahlhütten über dem Wasser, in denen früher Schweine gehalten wurden. Deren Kot diente als Nahrung für Fische und Plankton. Die Wandlung des Gutes von 1729 bis 1985 Durch die Einführung der Fischzucht wurde die Umgebung von Gut Sunder stark umgestaltet. 1729 lag das Gut auf einer künstlichen Insel. Ein Teil des damaligen Hausteiches und der Gräben ist noch erhalten. Die Gräben auf der Westseite dieser Insel existieren nicht mehr. In dem Hausteich lag eine weitere Insel mit dem "Lustgarten", der eine barockartige kreuzförmige Aufteilung besaß. Dieser Inselgarten ist verschwunden, heute liegt hier die Landzunge, die den Hausteich vom neuen Meißebett trennt. Südlich des Hofes befand sich der "Baumgarten", dort befindet sich heute die Ballspielwiese der Jugendlichen. Dort wo sich heute der Wald im Westen an die Obstwiese am Seminargebäude anschließt, lag damals der "neue Garten", der offenbar ebenfalls eine kreuzförmige Aufteilung besaß. Anscheinend führten im Jahr 1729 zwei Alleen auf das Gut zu. Die eine von Süden und die andere von Südwesten zum "neuen Garten". Die Entwicklung des Anwesens vom repräsentativen Landsitz im 17. und 18. Jahrhundert zum landwirtschaftlich geprägten Gut im 19. und 20. Jahrhundert werden in dem Verlust der aufwendigen Gestaltung der Gärten und Alleen sichtbar. Heute sind von einer parkartigen Gestaltung um das Gutshaus nur noch Fragmente in Form standortfremder Gehölze wie Magnolien, unzähliger Rhododendren und anderer botanischer Exoten vorhanden. Durch die Form der Bewirtschaftung hat sich auch das Bild der Natur verändert. Die meisten Wiesen wurden entweder aufgeforstet oder man legte dort Fischteiche an. Teilweise wurden auch Waldgebiete in Fischteiche umgewandelt. Durch Kanalisierung der Meiße konnte die Wasserversorgung der Teiche reguliert werden. Der Verlauf der "alten Meiße" von heute im Nordwesten des Gutes stimmt weitgehend mit dem Lauf der Meiße im Jahre 1729 überein. Gegenwart In den 60er und 70er Jahren stellte man die extensive Fischzucht zum größten Teil ein. Um den Erhalt dieses bedeutsamen Feuchtlebensraumes zu sichern, kauften der DBV (heutiger NABU) und die Bundesregierung einen großen Teil des Gebietes. 1984 wurde eine etwa 850 ha große Fläche zum Naturschutzgebiet Meißendorfer Teiche / Bannetzer Moor erklärt. Der DBV wurde bei der Pflege- und Entwicklungsplanung durch die Bezirksregierung und den Landkreis Celle beteiligt. 1980 erwarb der DBV Gut Sunder, um hier eine Bildungsstätte einzurichten. Das Gut bot auf 2 ha mehrere Gebäude, die für den Seminarbetrieb umgebaut werden sollten, ohne den Charakter der Anlage zu zerstören, und gleichzeitig die unmittelbare Nähe zum Naturschutzgebiet. Ein ehemaliges Wirtschaftsgebäude wurde 1981/82 zum Seminargebäude umgebaut. Bis heute bietet es Raum für den größten Teil der Seminararbeit (kleiner und großer Seminarraum), Laboratorium, Bibliothek und Wohn- bzw. Schlafräume. Zwei weitere Gebäude enthalten eine Werkstatt und das Büro der Verwaltung. Zwei große Scheunen dienen zur Zeit als Lager- und Abstellräume. Das alte Gutshaus wurde aufgrund seines schlechten Zustandes einer langjährigen Sanierung unterzogen. Nach Abschluss der Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten beherbergt es bis September 2003 das Naturhotel des NABU. Zum 30.9.2003 stellte der NABU-Bundesverband im Zuge der Neuausrichtung und Regionalisierung seiner innerverbandlichen Bildungsarbeit den Betrieb der Akademie auf Gut Sunder ein und übergab die Liegenschaft an den NABU Niedersachsen. In Zukunft wird Gut Sunder als regionales Naturerlebniszentrum des NABU Niedersachsen fungieren. |