Chancen für den großflächigen Waldnaturschutz

Ergebnisse eines Seminars vom 26.08. bis 27.08.1998
Großflächig naturnahe Waldgebiete existieren in Deutschland nur noch in Resten. Rückzugsgebiete dieser ehemals landschaftsprägenden Lebensräume gibt es in erster Linie im Mittelgebirgs- und Alpenraum. Ein erhebliches Flächenpotential befindet sich zudem auf den ehemaligen ostdeutschen Truppenübungsplätzen sowie auf den nach wie vor unter militärischer Nutzung stehenden Flächen.

Mit der Unterzeichnung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie verpflichtete sich die Bundesrepublik Deutschland, für verschiedene naturnahe und natürliche Wälder besondere Schutzgebiete auszuweisen. Ziel der Veranstaltung war es, die Chancen und Perspektiven für den großflächigen Schutz repräsentativer Waldlandschaften in Deutschland zu erörtern.

Von Rücklichtern und Nachzüglern – der deutsche Wald im internationalen Vergleich

Stefan Leiner (WWF Brüssel) beleuchtete in seinem einleitenden Beitrag die Lage des Waldes weltweit und in Europa. Die Ergebnisse der WWF-Waldrangliste bildeten die Grundlage seiner Analyse.

Ziel der Waldrangliste ist es, ein einheitliches Modell zu schaffen, um zu erkennen, wo die Schwachpunkte und Stärken des Waldnaturschutzes in den europäischen Ländern liegen. Mit der Waldrangliste will der WWF auf die Notwendigkeit eines konkreten Aktionsplanes zum Schutz der verbliebenen Vielfalt in den europäischen Wäldern hinweisen. Die Untersuchung erstreckte sich auf die Länder Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz, Spanien und Türkei. Die Europäische Waldrangliste des WWF gibt anhand von 91 Indikatoren einen detaillierten und vergleichbaren Einblick in die Waldqualität, die Waldbewirtschaftung und die Waldpolitik der 15 untersuchten Länder.

Sie legt bei allen untersuchten Staaten einen immensen Nachholbedarf im Bereich der ökologisch orientierten Waldpolitik offen. Die Hauptprobleme der europäischen Wälder sind ökologisch immer noch unangemessene Bewirtschaftungsweisen, Luftverschmutzung, Waldbrände, Erosion und die Zerstörung der Lebensräume waldbewohnender Arten. Nur 2 Prozent der Waldfläche in Europa befindet sich gegenwärtig in einem Zustand, der als natürlich zu bezeichnen ist.

Deutschland belegt bei den Anstrengungen zum Schutz der Wälder nur den vierzehnten und damit den vorletzten Platz. Auch in der Gesamtbewertung der Waldpolitik, die mehrere Faktoren berücksichtigt, liegt Deutschland mit dem neunten Platz in der unteren Hälfte der Rangliste. Die Schweiz belegt hingegen in der Gesamtwertung der ersten, Dänemark den letzten Platz.

Der Vergleich verschiedener Kriterien der WWF-Waldrangliste zwischen Deutschland und Finnland (nach Leiner)
Kriterium D FIN
% geschützter Waldfläche ca. 4% 6,6%
Nationale Verpflichtung kaum, keine Erwähnung in Rede v. BMELF in Lissabon Premierminster hat öffentliche Erklärung zur Erhöhung der Schutzwaldfläche abgegeben
FFH-Richtlinie noch nicht in nationales Recht umgesetzt, nur bestehende NSG eingereicht in nationales Recht umgesetzt, keine Gebietslisten
Datenqualität ökologische Repräsentanz nur in ein paar Ländern vorhanden Gut, fast alle geschützten Wälder kartiert und beschrieben, incl. „naturalness"
Ökologische Repräsentanz kaum Angaben möglich wegen Datenqualität, manche Waldtypen (alpin, montan) gut vertreten Schutzgebiete vor allem in borealen Waldtypen
Datenqualität Größe und geographische Verteilung Daten über Schutzgebietsgrößen vorhanden, aber nicht nach Vegetation aufgeteilt Gutes Datenmaterial vorhanden
Geographische Verteilung Nationalparke im Wald v.a. im Süden und Osten, gute Verteilung von NSG und Naturwaldreservat, aber geringe Flächenrepräsentanz Schutzgebiete im Norden konzentriert
Größe meistens NSG zw. 20 bis 50 ha, zu klein Große Schutzgebiete nur im borealen Bereich, hemiboreal, zentral und südlich nur kleine Gebiete
Bewirtschaftungspläne Gut für NP, relativ schwach für NSG, schlechte Daten Ein Teil der Gebiete hat ausreichende Pläne
Art der Bewirtschaftung nur in wenigen Ländern wird Umsetzung der Schutzpläne effektiv evaluiert, kaum Daten viele Maßnahmen in letzten Jahren verbessert, aber oft nicht genug

Die schlechte Bewertung Deutschlands beim Waldschutz ist unter anderem darauf zurückzuführen, daß nur deutlich weniger als 1 Prozent des Waldes unter Totalschutz stehen. Auch erfolgt keine nationale Koordination der Schutzanstrengungen und nicht einmal für alle Schutzgebiete liegen Bewirtschaftungspläne vor. Wenn sie existieren, dann werden sie nicht konsequent fortgeschrieben und auf Erfolg überprüft. In der Gesamtbewertung schlägt auch der hohe Anteil an Monokulturen negativ zu Buche: 44 Prozent des deutschen Waldes sind reine Nadelwälder, die Hälfte davon fällt nach internationalen Standards sogar in die Kategorie Plantagen. Auch für die übertriebene Ordnungsliebe beim Abräumen des ökologisch wichtigen Totholzes in den Wäldern gab es Minuspunkte. Überwiegend positiv wird Deutschland nur im sozio-kulturellen Bereich bewertet, da hier beispielsweise die Berücksichtigung von gesellschaftlichen Ansprüchen wie Erholung oder Sozialpflichtigkeit nicht nur per Gesetz geregelt ist, sondern auch in der Praxis umgesetzt wird.

Der deutsche Wald – ein unbekanntes Wesen

Prof. Dr. Bohn (Bundesamt für Naturschutz) referierte zur Situation des deutschen Waldes vor dem Hintergrund des geplanten Bundesprogramms „Buchenwaldökosysteme" und dem europäischen Schutzgebietssystem NATURA 2000.

Natürliche Waldlebensräume von gemeinschaftlichen Interesse gemäß FFH-Richtlinie sind: Hainsimsen-Buchenwald, Waldmeister-Buchenwald, Orchideen-Kalk-Buchenwald, Eichen-Hainbuchenwald, Schlucht- und Hangmischwälder, bodensaure Eichenwäder auf Sandebenen, Moorwälder, Auenwälder sowie Hartholzauen. Die Auswahl der Gebiete soll anhand der Kriterien Seltenheit, typische naturnahe Artenkombination, Großflächigkeit, hoher Tot- und Altholzanteil, historische Kontinuität sowie Vollständigkeit des Waldkomplexes erfolgen.

In Deutschland existieren naturnahe Wälder, die Bestandteil eines Waldschutzprogramms werden könnten, vorwiegend noch in den großen Laubwaldgebieten der Mittelgebirge. Aufgrund der aus Bundessicht unzureichenden Datengrundlage fällt der Versuch einer flächenmäßigen Quantifizierung schwer.

Aufschlußreich im Hinblick auf die Zielsetzung sind die Daten der Waldbiotopkartierung, die bislang naturnahe Waldbiotope (incl. historische Waldnutzungsformen) in einer Größenordnung von insgesamt etwa 8,3% der Bundesfläche erfaßt hat. Darüber hinaus kommen jene drei Nationalparke (NP Jasmund, NP Berchtesgarden, NP Bayerischer Wald), die den internationalen Anforderungen im Hinblick auf die natürliche Waldentwicklung genügen, in Betracht .

Weitere 17 Gebiete wurden bislang auf ihre Eignung als zukünftige Waldnationalparke untersucht, dazu zählen u.a. der Kellerwald, die Senne, der Nordschwarzwald, das Bode-Seketal im Ostharz sowie das Stechlinseegebiet und das Ammergebirge.

Für den Waldnaturschutz von Bedeutung sind ferner, wenn auch nur als relativ kleinräumige Gebiete, die 669 Naturwaldreservate. Naturwaldreservate sind naturnahe Wälder, die ihrer ungestörten biologischen Entwicklung überlassen werden. Es unterbleibt jegliche forstliche Nutzung und direkte Beeinträchtigung. Sie werden in einzelnen Bundesländern auch als Naturwaldparzellen, Naturwald, Naturwaldzellen, Bannwald oder Wald-Totalreservat bezeichnet und sind meist durch Landesforst-, Landeswald- oder Naturschutzgesetze langfristig gesichert. Die mittlere Flächengröße beträgt rund 37 ha und die Gesamtfläche ca. 24.000 ha.

Für den großflächigen Waldnaturschutz kommen desweiteren das Hainholz in Niedersachsen, die Uckermärkischen Seen, der Kyffhäuser sowie das Siebengebirge und die Naturschutzzgroßprojekte des Bundes mit Waldbeständen in Betracht. Darüber hinaus besteht ein umfangreiches Flächenpotential auf den Truppenübungsplätzen zur Verfügung.

Marco Reeck (Oberfinanzdirektion Magdeburg, Bundesforstverwaltung) gab zu bedenken, daß Truppenübungsplätze ausschließlich der hoheitlichen Aufgabe Landesverteidigung dienen dürfen. Die gleichzeitige Übernahme der hoheitlichen Aufgabe Naturschutz ist demnach nicht möglich. Die Bundesforstverwaltung verfolgt in den von ihr betreuten Wäldern zwar auch das Betriebsziel Arten- und Biotopschutz und mit den Dauerbeobachtungsflächen (vergleichbar den Naturwaldreservaten, allerdings nicht langfristig gesichert) stehen auch auf den Übungsflächen forstlich nicht bewirtschaftet Areale zur Verfügung, das Primat der militärischen Nutzung gilt jedoch jeweils für das gesamte Übungsgeländ und läßt keinen Raum für Schutzgebietsausweisungen oder dauerhafte Nutzungseinschränkungen.

Zum allgemeinen Grundvermögen des Bundesfinanzministeriums gehören neben den NATO-Übungsplätzen auch die ehemaligen WGT- und NVA-Übungsräume in Ostdeutschland. Eine privilegierte hoheitliche Nutzung (Landesverteidigung) findet auf diesen Flächen nicht mehr statt. Sofern auf den vormals militärisch genutzten Liegenschaften naturnahe Waldgebiete vorhanden sind, können diese in einem Waldnaturschutzkonzept berücksichtigt werden. Die zuständigen Landesbehörden haben die Möglichkeiten, für diese Gebiete konkrete Naturschutzziele und Naturschutznutzungen zu formulieren. Gehen die Anforderungen der Ländernaturschutzverwaltungen allerdings über die allgemeine Grundeigentümerverpflichtung hinaus, so haben die Länder den Bund zu entschädigen.

Vom Wald zur Wildnis

Die Vorstellungen und Positionen des NABU zum großflächigen Waldnaturschutz stellte Christoph Heinrich (NABU Bundesverband) zur Diskussion. In seinem Konzept zum Waldnaturschutz geht der NABU davon aus, daß die überwiegende Fläche des deutschen Waldes als Wirtschaftswald und somit als Kulturökosystem einzustufen ist. Seitens des Naturschutzes sollten diese Gebiete auch als Wirtschaftsräume behandelt werden und die Anforderungen des Naturschutzes müssen sich auf das Ziel der nachhaltigen Nutzung beschränken. Allerdings sollte zugleich versucht werden, den Wirtschaftswald im Sinne des Arten- und Biotopschutzes aufzuwerten. Die Erhöhung der Waldqualität auf der gesamten Fläche ist das hier vorrangig zu verfolgende Ziel.

Zum Schutz und zur Entwicklung natürlicher Waldökosysteme sind laut Heinrich andere Maßnahmen erforderlich. Für den Dynamikschutz/Prozeßschutz wird es erforderlich sein, Waldschutzgebiete zu schaffen, die den Lebensgemeinschaften eine langfristige Überlebenschance bieten. Die Gefahr, daß diese  Gebiete langfristig als „Raumschiffe" in der Landschaft isoliert bleiben, muß in Kauf genommen werden. Der Verbreitungsschwerpunkt der Buche in Deutschland verpflichtet dabei zur besonderen Berücksichtigung der Buchenwaldökosysteme. Von entscheidender Bedeutung für das Gelingen dieses Ansatzes ist die Flächengröße. Der Single Large or Serval Small-Ansatz (SLOSS) legt nahe, sich auf einzelne möglichst große Gebiete zu fokussieren. Deshalb müssen die einzelnen Gebiete so groß sein, daß alle Phasen der Walddynamik ständig vorhanden sein können und stochastische Effekte nicht zum zufälligen Aussterben führen. Aus Sicht des NABU liegt die erforderlich Mindestgröße bei 40 ha. Im Mittelgebirge sollten darüber hinaus alle "Grobstandorte" (Kuppe, N- und S-Hang, N- und S- Hangfuß) einbezogen sein. Ferner sollte das Konzept sicherstellen, daß Flächenkatastrophen nicht zum zufälligen Erlöschen einer Population führen. Heinrich leitet aus diesem Ansatz eine Schutzgebietsgröße ab, die mindestens 1.000 ha betragen sollte, räumte aber gleichzeitig ein, daß die Frage der Flächengröße sich zur Zeit nicht wissenschaftlich umfassend begründen läßt, sondern zunächst einmal nur politisch begründet ist.

„Wie könnten die letzten vom Menschen weitgehend unbeeinflußten Eichenurwälder des Tieflandes ausgesehen haben?", so die Frage, auf die Dr. Frans Vera (Niederländisches Ministerium für Landbau, Naturschutz und Fischerei) in seinem Beitrag eine Antwort zu geben versuchte. Während des Atlantikums war die landwirtschaftliche Nutzung in Europa noch nicht verbreitet. Pollenanalysen aus dieser Zeit belegen, daß die letzten großflächigen europäischen Urwälder von Eichen, Ulmen und Hasel dominiert waren.

Eiche und Hasel verjüngen sich in geschlossenen Wäldern nicht bzw. nur unter großen Schwierigkeiten. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelte Vera ein Urwaldszenario aus Wald- und Graslandbereichen, das maßgeblich von großen Pflanzenfressern beeinflußt wurde. In diesem Urwaldsystem erfolgte die Verjüngung von Eiche und Hasel außerhalb des Waldes unter dornenbewehrten, damit verbißgeschützten Gebüschen. Unter günstigen Umständen wuchsen sie zu Wäldern auf, die später unter dem Einfluß von Pflanzenfressern, Stürmen oder Dürren langsam zu Grasländern degenerierten, um anschließend wieder zu Busch-Waldlandschaften zu werden. Verschiedene Biotope (Grasländer, Gebüsche, Wälder) existierten zwar in einem zeitlichen Kontinuum, aber im räumlichen Wechsel. Aus seiner Theorie des zyklischen Vegetationswechsels ergibt sich für Vera die Notwendigkeit, mit der Entwicklung neuer Urwälder nicht im Wald, sondern im Grasland anzufangen.

Klotzen nicht kleckern! – Anforderungen an den großflächigen Waldnaturschutz

Die Ergebnisse der Vorträge und Diskussionen offenbarten erheblichen Nachholbedarf im großflächigen Waldnaturschutz in Deutschland, obwohl die Wiederherstellung naturbelassener Ökosysteme mit weitgehend unbeeinflußter Dynamik seit langem zu den wichtigsten Anliegen des Naturschutzes gehört. Die bereits 1989 vom Bundesamt für Naturschutz in den „Leitlinien des Naturschutzes und der Landschaftspflege in der Bundesrepublik Deutschland" geforderte Ausweisung von Naturwald-Totalreservaten in einem Umfang von mindestens 5% der Waldfläche besitzt daher weiterhin Gültigkeit. Bemerkenswert ist, daß, obwohl die Forderung bereits fast 10 Jahre Bestand hat, bis heute eine länderübergreifende Naturwaldinventur nicht vorliegt. Ziel der zentral koordinierten Inventarisierung der biologischen Vielfalt im Wald muß es sein, die Grundlage für die Bewertung der Waldlebensräume und die Basis zur Konkretisierung eines Gesamtkonzepts (Wildnis, naturnahe Entwicklung) zu schaffen.

Die Maßnahmen zum großflächigen Waldnaturschutz sollten die Einrichtung besonders schutzwürdiger repäsentativer Buchenwaldgebiete vorsehen. Dazu ist die bundesweite Erfassung der großflächigen naturnaher Buchenwälder und der Vergleich der Befunde mit der potentiellen Verbreitung von Buchenwäldern notwendig.

Mit den Waldschutzgebieten sollte ein bundesweit einheitliches System von Wäldern und Waldentwicklungsflächen geschaffen werden, das frei von der direkten menschlichen Einflußnahme ist. In diesen Wildnisgebieten muß es das Ziel des Naturschutzes sein, die Gesamtheit der ökologischen Prozesse in ihrer natürlichen Dynamik und Zufälligkeit sowie die Geobiozönosen langfristig zu sichern. Darüber hinaus sollen die Gebiete der Forschung und Lehre zur Verfügung stehen.

Für die großflächigen Waldnaturschutzgebiete ist möglichst eine Größe von über 1.000 ha, für die mittelgroßen von mindestens 100 ha und die kleinflächigen von 20 ha anzustreben. Der Anteil an der Gesamtwaldfläche sollte 2 bis 5% betragen. Diese Gebiete sollten den Schutzstatus von Nationalparken, Naturschutzgebieten oder Biosphärenreservaten haben. Mit der Einrichtung weniger großer Waldschutzgebiete sollte ein Qualitätsstanddard erreicht werden, der auch den internationalen Anforderungen gerecht wird. Die Waldschutzgebiete sollten einen Querschnitt der Waldtypen repräsentieren.

Wichtige Voraussetzung für den Erfolg des Programms wird dessen Berechenbarkeit sein. Sowohl für den Naturschutz als auch für die Forstverwaltungen müssen die Ziele klar erkennbar und die Größenordnung zweifelsfrei ersichtlich sein.

Das staatliche Waldeigentum muß das Rückgrat des großflächigen Waldnaturschutzes bilden. Es muß klar erkennbar werden, daß der staatliche Wald mehr leistet als der private Wald. Die Landesforstverwaltungen leben von öffentlichen Geldern und müssen daher Vorbildfunktion haben, auch in ökologischer Sicht. Wenn der Staatswald diesem Anspruch nicht gerecht werden kann oder will, gibt es aus Sicht des Naturschutzes auch keinen vernünftigen Grund für den Fortbestand der staatlichen Wirtschaftung von Wäldern.

Darüber hinaus sollten die waldrelevanten Bundesvorschriften (Bundeswaldgesetz, Bundesjagdgesetz, Waldbau-Förderrichtlinie) derart gestaltet werden, daß sie das Ziel des großflächigen Schutzes von Laubwaldökosystemen fördern und nicht behindern oder ihm gar entgegen stehen. Gerade auf den Truppenübungsplätzen, deren Wälder in unmittelbarem Eigentum des Bundes stehen, muß der Bund seiner Vorbildfunktion gerecht werden. Die gegenwärtige Situation, die den Eindruck erweckt, daß der Bund zwar konzeptionell vorranreitet, bei der Umsetzung der selbstgesteckten Anforderungen aber nach dem St-Florians-Prinzip (St. Florian geht du voran, zünd‘ erst das Haus des anderen an!) verfährt, ist für den Waldnaturschutz wenig förderlich. Denn, so die einhellige Meinung der Teilnehmer, wer den privaten Waldbesitzern "Wasser predigt", sollte nicht selber "Wein trinken"!

Ralf Schulte, NABU-Akademie Gut Sunder

Weiterführende Links zum Thema
Die WWF-Waldrangliste 1998
Das Projekt Naturlandschaft Sihlwald bei Zürich sowie das Informationssystem Sihlwald & Rauminformation GIS/NLS der Universität Zürich
Die Senne: Naturschutz in einer Wald-Heide-Landschaft (Sehr empfehlenswerte Infobank zur möglichen Einrichtung eines Waldnationalparks in Norddeutschland)

Umfangreiche forstwirtschaftliche Materialien zum Ökosystem Wald von Margarete Payer

bmu.jpg (2319 Byte)

Die Tagungsveranstaltung wurde vom Bundesamt für Naturschutz aus Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. Die Veranstaltungsinhalte und -ergebnisse geben nicht unbedingt die Meinung des Bundesumweltministeriums, des Bundesamt für Naturschutz oder des Naturschutzbund Deutschland (NABU) wieder.

Zitatempfehlung: SCHULTE, R. (1999): Chancen für den großflächigen Waldnaturschutz. Ergebnisse eines Seminars vom 26.08. bis 27.08.1998. http://www.nabu-akademie.de/berichte/98wald.htm [Internet "Funddatum"]